Unser
Hörspiel-Interview
mit Thomas Nedballa:Hörspiel-Box: "Sammelst Du selbst
Hörspiele ? Wie und wann bist Du dazu gekommen ? Gibt es heute noch Hörspiele gleicher
Qualität wie früher ?"
Thomas Nedballa: "Natürlich habe ich als
Kind schon Hörspiele von EUROPA gehört. Hui Buh, Gespensterschiff und ähnliches. Das
habe ich natürlich als Teenager aufgegeben und bin dann erst Mitte Zwanzig wieder
dazugekommen. Ich suchte eine Möglichkeit, Geld auf dem Flohmarkt zu verdienen und dachte
mir, jeder handelt mit Musik-LPs, also probiere ich es mal mit Hörspielen, zur damaligen
Zeit eine absolute Schnappsidee. Das wurde sofort angenommen und man bombadierte mich mit
tausend Fragen, zu denen ich keine Antwort hatte. Um Mitsprechen zu können, habe ich dann
angefangen, mir die Hörspiele anzuhören. Qualitativ sind die Hörspiele heute besser als
vor 20 Jahren, aber das sind eben nicht die Europa-Hörspiele die man für 6.99 im ALDI
kaufen kann, sondern eben jene vom HörVerlag, Bastei-Lübbe, und ähnlichen Verlagen, die
schon mal bis 100,00 DM gehen. Ich selbst habe Hörspiele gesammelt und löse gerade meine
Sammlung auf um Platz für Hörbücher zu machen. Ich bin einfach in dem Alter, wo man
sich wirklich nicht mehr für eine Hui Buh oder Drei ??? oder ähnlichem Müll begeistern
kann. Außerdem nutze ich Hörbücher dazu, endlich einmal die Klassiker zu hören, um die
ich mich seit 10 Jahren als Buch herum gedrückt habe, wie Thomas Mann, Heinrich Böll
oder ähnlich gute Autoren."
Hörspiel-Box: "Wie und wann kamst Du auf
die Idee mit den Hörspiel- und Hörbuch-Preiskatalogen ? Wieviele Kataloge wurden bisher
veröffentlich ? Wie waren die Auflagen und Nachfrage dazu ? Der Katalog wurde immer
umfangreicher, wieviel Prozent aller jemals in Deutschland veröffentlichten kommerziellen
Hörspiele umfaßt er in etwa? Wann startet die Produktion zum Katalog 2003/04 ? Wann ist
Redaktionsschluß ? Was kostet eigentlich eine Anzeige im Katalog ? Kannst Du auch eine
Hörspielseiten-Linkliste abdrucken ?"
Thomas
Nedballa: "Die Idee zum Preiskatalog entstand Anfang der 90er Jahre, als immer mehr
Leute bei uns am Stand ihre Hörspiele kauften und jeder was zu berichten hatte. Dabei
fiel auf, daß viele gar nicht wußten, wieviele Folgen es von den einzelnen Serien gab.
Das Internet war ein Medium, was quasi noch gar nicht existierte und man war auf die
Mundpropaganda einzelner Leute angewiesen, um überhaupt zu erfahren, was es eigentlich
auf dem Markt so gab. 1994 erschien dann unsere erste Liste, mit den wichtigsten Serien
und Auflistung ihrer Folgen und schon 1995 die erste Hörspiel-Liste mit über 1.700
Hörspielen. Erst 1997 kam dann der erste Preiskatalog auf den Markt, der 7.200 Hörspiel
und deren Preise enthielt. Seit der Auflage 98/99 erscheint der Katalog als Taschenbuch.
Der 97er Katalog hatte eine Auflage von etwas über 1000 Exemplaren, der 98/99 lag schon
2.500, der 2000er bei 7.500 und der 2001/2002er hat es auf 10.000 Exemplare gebracht. Der
aktuelle Katalog umfaßt ca. 70 % der in Deutschald veröffentlichten Hörspiele. Da auch
dieses Jahr, weder die Schellakplatten, noch die Tiffiphonbänder Einzug in den
Katalog fanden. Dazu kommen die LP-Produktionen aus den 50er, 60er und 70er Jahren die
recht schwer zu ermitteln sind. Die Arbeiten am neuen Katalog haben bereits am 10. Juni
begonnen und wir hoffen sie im Dezember 2002 abgeschlossen zu haben. Die Werbung im
Katalog kostete 750,00 DM (383,47 Euro) pro ganze, 400,00 DM (204,52 Euro) für die halbe
Seite. Für den neuen Katalog werden die Preise modifiziert werden. Das mit den
zusätzlichen Informationen, wie Hörbuch-Bestenliste des HR, oder einer
Hörspiellink-Liste ist immer eine Frage des Platzes. Hätten wir dieses Jahr so etwas
einbauen wollen, hätte das einen halben Bogen mehr verschlungen und hätte das ganze
Projekt um einiges teurer gemacht.

Hörspiel-Box: "Wie erfolgt die
Preisgestaltung ? Wie, bei extrem seltenen und
eigentlich nicht gehandelten Hörspielen ? Wie, bei "Massenware" ?
Thomas Nedballa: "Die Preise
errechnen sich wie folgt, zum einen sind es natürlich Händler, die die Preise gestalten.
Aber das Preisverhalten in Deutschland ist so unterschiedlich, wie es schlimmer nicht sein
kann. Wie Macabros von 200,00 DM auf 100,00 DM fielen, waren die im Norden am Fluchen, wie
billig das wäre und die im Ruhrgebiet meinten, das wäre total überteuert. Wir versuchen
anhand von Preisinformationen, Mittelwerte zu errechnen. Dazu kommt, das wir tatsächlich
mal einen Blick auf Ebay werfen, was in meinen Augen zum jetzigen Augenblick noch kein
klares Bild der Werte eines Hörspiels vermitteln kann, da die versteckten Kosten, wie
Porto, Ebaygebühren, Überweisungsgebühren allzuoft übersehen werden. Und dann gibt es
da noch den allseits bekannten Sammler Martin Rückwardt, der für das groh der seltenen
und nicht gehandelten Hörspielen die Richtwerte festlegt. Dazu besuche ich dann ganz
gerne diverse Seiten im Internet, die ebenfalls jedem den es interessiert, seine
Preisvorstellungen einzelner Hörspiele mitteilt. Und wer den neuen Katalog genauer
studiert hat, wird eigentlich feststellen, daß fast alle Preise, 95%, im Preis gesunken
sind. Meiner Meinung nach ein Zeichen, daß viele auf weitere RdKs hoffen und nicht mehr
bereit sind, die hohen Preise zu zahlen und der allgemeine Trend"
Hörspiel-Box: "Du hast auch schon Wiederauflagen
vergriffener Hörspiele produziert. Ich kenne außer Ron Kelly auch noch Feuermähne (aus
Deiner Katalog-Werbung). Wie kommt man an die Rechte zu diesen Hörspielen ? Warum
erschien Feuermähne dann eigentlich nicht ? Wie war die verkaufte Auflage von Ron Kelly ?
Lassen sich bei Wiederveröffentlichungen keine günstigeren Preise machen ? Warum
erschien RK nicht auf CD ? Kommen weitere Neuauflagen, oder gar Neuproduktionen vom
Wunderland-Verlag ? Welche ? Wann ?
Thomas
Nedballa: "Wie kommt man an die Recht: Ganz einfach, man telefoniert. Firmen arbeiten
alle nach dem Prinzip des Verkaufens und sind natürlich gerne bereit, sofern sie noch in
Besitz der Rechte sind, gegen Abnahme von entsprechenden Mengen quasi alles zu liefern.
Das Problem bei der Feuermähne war, daß die Lizenzkosten zu hoch waren, 5,-- DM plus
MwSt. pro aufgelegtes Tape waren uns dann doch zu hoch. Dazu wären gekommen, die Kosten
fürs Kopieren, etc, so daß die Produktion einer Cassette bei ca. 10,00 DM gelegen
hätte, das hätte einen Verkaufspreis von 25 - 30 DM zur Folge gehabt, alles total
überteuert. RK auf CD wäre in den Kosten zu hoch geworden, weitere Neuauflagen sind
nicht geplant. Neuproduktionen werden als Hörbuch kommen und sind für Mitte bis Ende
2002 geplant."
Hörspiel-Box: "Auf Deiner
Homepage gibt es nun eine Katalog-Nachtrag-Seite. Kann Dir
jeder fehlende Hörspiele melden ? Wie soll dies funktionieren ? Wie schützt Du Dich
gegen Phantasie-Hörspiele ?"
Thomas Nedballa: "Melden kann
sich jeder, der etwas hat, was er ncht im Katalog findet. Wir versuchen uns gegen
Phantasie-Hörspiele dadurch zu schützen, daß wir um Scans der einzelnen Teile bitten.
Zwar kann man die auch noch fälschen, aber das ist schon schwieriger. Wir wollen auf
unserer Nachtrag-Seite nur auflisten, und zwar nach Eingang der Informationen, ohne
Preis."

Hörspiel-Box: "Hörspiele sind
nur das halbe Leben. Was machst Du Privat ? Hobby´s ?
Familie?"
Thomas Nedballa: "Privat habe
ich ein Geschäft mit Teddybären, Kinderbüchern und Hörspielen. Daneben betreue ich den
Wunderland-Verlag, der dieses Jahr noch weitere
Bücher auf den Markt bringen wird. Ein Privatleben als solches führe ich kaum. Denn das
Wort: SELBSTSTÄNDIG beinhaltet ja: SELBST und STÄNDIG. Ich habe weder Zeit ins Kino zu
gehen noch ein Buch zu lesen. Hörspiel oder Hörbücher höre ich mir nur noch im Auto
an.

Hörspiel-Box: "Der
Hörspielbereich boomt. Meiner Meinung nach reagieren die etablierten Studios viel zu
zaghaft - außer Wiederveröffetlichung nichts neues ! Nur
die "kleinen" bieten "Neu-Ware" ! Wie siehst Du die Situation ? Kann
man als Hörspiel-Fan etwas daran ändern ?"
Thomas Nedballa: "Der
Hörspiel-Fan kann nichts daran ändern. Jedenfalls nicht bei den Majorstudios. Dem
Recyling von Hörspielen ist ein jahrerlanger Kampf vorrausgegangen, und wird nicht zur
Folge haben, daß dort weitergemacht wird, wo man vor 15 Jahren aufhörte. In den Zeiten,
wo Computerspiele den Markt beherrschen, ist die Gefahr eines finanziellen Desasters viel
zu groß, als das sich Firmen wirklich darauf einlassen können, 100.000 DM oder mehr in
ein Projekt zu stecken, was unsicher ist."
Hörspiel-Box: " Meine
obligatorische Frage: Du mußt auf eine einsame Insel, und darfst
nur drei Hörspiele mitnehmen. Welche ?"
Thomas Nedballa: "'Die Reisen des Mr.
Leary', von Anne Tyler, Hörbuch, 810 Minuten, nicht im Handel erhältlich und 'Inspektor
Jury geht übers Moor', von Martha Grimes, Hörbuch, 900 Minuten, nicht im Handel
erhältlich. Die zwei reichen !"
Hörspiel-Box: "Du wolltest mal
eine Hörspiel-Messe organisieren. Was wurde aus diesem
Plan ? Kommt noch etwas in den nächsten Jahren ?"
Thomas Nedballa: "Wir sind seit ca. 3
Jahren am Planen, was man alles machen könnte. Aber da wir ohne zeitlichen Druck arbeiten
können, dauert es noch etwas, zumal der Markt sich gerade am Verändern ist. Unserer
bescheidenen Meinung nach, ist der Hörspiel-Boom am einbrechen, viele von den kleineren
Firmen haben schon das Handtuch geworfen und auch größere Verlage säubern ihr Programm
und werfen Titel aus ihrem Katalog. Unsere Idee lautet: Ein Convention mit Sprecher,
Regisseuren, Livehörspiel, Lesung, Händlern und Verlagen. Verteilt über zwei Tage. Bis
jetzt steht die eigentliche Planung, wir müssen das ganze jetzt nur noch kalkulieren und
dann sehen wir mal."
Hörspiel-Box: "Auf Deiner Page
findet man auch Teddy´s. Hier scheinst Du recht aktiv
zu sein. Gib uns doch einen kleinen Einblick ..."
Thomas Nedballa: "'Auch Teddy' ist gut.
Der Hauptbestandteil unserer Seiten sind die Teddybären. Mein Frau gehört zu den besten
Designerinnen Europas, die Fa. Clemens Spieltiere stellt Teddys nach Entwürfen meiner
Frau her, die man z.B. auf HOT, jetzt HSE, bestaunen und bestellen kann. Ansonsten sind
wir mit unserem Teddybären und Teddybastelprogramm 50 Wochenenden im Jahr unterwegs.
Dabei reisen wir durch sämtliche Europäische Länder, veranstalten selber eine Börse
auf Fehmarn (www.stoertebaer.de)
und fliegen damit nach Amerika, Japan und nächstes Jahr auf Korea. Und da wir meistens im
Auto unterwegs sind, ist das unsere Möglichkeit, Hörspiele/Hörbücher zu hören. Meine
Frau hat es da leichter, sie hört beim Bärenmachen alle Arten und Formen von Hörspielen
und -büchern durch und hat oft mehr Ahnung von den Teilen als ich."
Hörspiel-Box: "Vielen Dank für
das interessante Interview, und viel Glück mit dem Hörspiel- und Hörbuch-Preiskatalog
sowie Deinen weiteren Hörspiel- bzw. Hörbuch-Projekten."
Das Interview erfolgte
per eMail im Zeitraum vom 11.07.-13.07.2001.
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